Grenzgänger und Brückenbauer
Literatur öffnet den Geist und kennt keine Grenzen. Die folgenden Vorträge sind Autoren gewidmet, die mit ihrem Leben und Schreiben Grenzen überschritten haben: zwischen Ländern, Sprachen und Genres. Preis pro Einzelvortrag: ca. 250 € zzgl. UST und Nebenkosten.
– Unverbindliche Anfrage
– Zurück zur Übersicht »Spaziergänge im Sitzen« bzw. zur Startseite
Rousseau und die Westschweiz
Romancier, Philosoph, Pädagoge, Komponist, Naturforscher… Jean-Jacques Rousseau (1712-78), ein bekennender Schweizer und Weltbürger, zählt zu den vielseitigsten Persönlichkeiten der Aufklärung. Seine Heimat ist die französischsprachige Romandie, herrlich zwischen Jura und Alpen, Bieler und Genfer See gelegen. Eingerahmt von einer grandiosen Gebirgs- und Seenlandschaft, reihen sich Orte voller Poesie, Geschichte und Geschichten aneinander. Niemand erzählt davon besser als die Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die hier gewohnt und geschrieben haben: Mary Shelley und Lord Byron auf Englisch, Robert Walser und Friedrich Dürrenmatt auf Deutsch, Voltaire und Rousseau auf Französisch. Der Vortrag vermittelt einen Überblick über die Literaturgeschichte der Westschweiz, wobei Rousseaus Leben und Werk im Mittelpunkt stehen.
Beaumarchais und die Kehler »Bücherfabrik«
Die von Beaumarchais finanzierte und geleitete »Société littéraire typographique« war ein Unternehmen von europäischem Rang. Erstmals bündelte es den gesamten Prozess der Buchherstellung unter einem Dach: von der Papierproduktion über den Guss und den Druck bis hin zur Binderei. Hauptstandort war Kehl, mit 36 Druckerpressen der damals größte Betrieb auf dem Kontinent! Mit der serienmäßigen Verwendung von Velin-Papier, einer neuen Tinte und neuartigen Druckmaschinen setzte er auch technologisch neue Maßstäbe. Der Vortrag zeichnet dessen wechselvolle Geschichte von den Anfängen bis zum Untergang in den Revolutionskriegen nach und ordnet sein Prestige-Objekt, die »große Kehler Voltaire-Ausgabe« in diesen Kontext ein.
Dichter, Republikaner, Europäer – der Deutsch-Franzose Auguste Lamey (1772-1861)
Auguste Lamey wurde in Kehl geboren, starb in Straßburg und hinterließ ein facettenreiches literarisches Werk, in dem sich drei Sprachen (Deutsch, Französisch, Elsässisch) und drei Stile begegnen (Jakobinismus, Klassik, Romantik). Als glühender Anhänger der Revolution, Freund des Malers Eugène Delacroix und des Dichters Justinus Kerner kämpfte er bis zuletzt für ein republikanisches und vielsprachiges Europa. Doch während das französische Straßburg ihn mit einem Ehrengrab und einer nach ihm benannten Straße ehrt, wurde Lamey auf der rechten Rheinseite weitgehend vergessen. Über 250 Jahre nach seiner Geburt wird es Zeit, ihn wieder zu entdecken und als das zu ehren, was er schon immer war: ein wichtiger Brückenbauer und der wohl bedeutendste je in Kehl geborene Schriftsteller.
Johannes Beinert – ein Leben am Oberrhein
Johannes Beinert wurde 1877 als einfacher Bauernsohn in Eckartsweier geboren, arbeitete sich hoch zum Doktor der Philosopie und fiel im Alter von nur 38 Jahren in der Somme-Schlacht. Dabei kannte und liebte er als Deutsch- und Französischlehrer beide Staaten, auch wenn sich diese zu seinen Lebzeiten als Todfeinde gegenüberstanden. Der Vortrag zeichnet Beinerts Lebensweg nach, der nach seiner eigenen Aussage »wie ein Märchen« klingt. Dabei werden seine journalistischen, literaturwissenschaftlichen und heimatkundlichen Veröffentlichungen ebenso gewürdigt wie sein vielfältiges Engagement als begeisterter und begeisternder Pädagoge in der Jugend- und Erwachsenenbildung.
Elsässer und Europäer – René Schickele
Der elsässische Schriftsteller René Schickele war französischer »Citoyen«, deutscher Dichter und überzeugter Europäer. Sein journalistisches und literarisches Werk ist durch die Sonderstellung des Elsass im Spannungsfeld der deutschen und französischen Kultur geprägt. Anhand von Anekdoten, Bildern und Textbeispielen wird seine Bedeutung als grenzüberschreitender Autor und Vermittler zwischen den Völkern vorgestellt und seine zukunftsweisende Vision für ein vereintes Europa erläutert.
Sartre und das Elsass
Jean Paul Sartre, einer der bedeutendsten Philosophen und Schriftsteller des XX. Jh., gilt als Pariser Intellektueller par excellence. Doch die Familie seiner Mutter stammt aus dem Elsass, der elsässische »Urwalddoktor« Albert Schweitzer war sein Großonkel und Sartre selbst verbrachte wichtige Momente seines Lebens zwischen Rhein und Vogesen. Bereits vor und erneut nach dem Ersten Weltkrieg hielt er sich wiederholt in Pfaffenhoffen auf, dem Heimatdorf seiner elsässischen Familie, wo er die elsässische Sprache erlernte. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs diente er als französischer Soldat in Brumath und Morsbronn, wo er sein späteres Hauptwerk »Vom Sein und vom Nichts« skizzierte. Nach dem Krieg besuchte er in Goxwiller regelmäßig die Malerin Hélène de Beauvoir, die Schwester seiner Lebensgefährtin. Vor allem aber setzte er sich in dieser Zeit in seinen Romanen und seiner Autobiografie »Die Wörter« intensiv mit dieser Region auseinander. Der Vortrag vermittelt einen Überblick über den Stellenwert, den das Elsass in Sartres Leben und Schreiben einnimmt, und vermittelt zugleich einen Überblick über sein Gesamtwerk.
– Unverbindliche Anfrage
– Zurück zur Übersicht »Spaziergänge im Sitzen« bzw. zur Startseite